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Du bist was Du isst!

Gemüse


Wie nehmen Sie Ihre Mahlzeiten ein?

Lassen Sie das Frühstück ausfallen und schlürfen unterwegs zur Arbeit einen Latte Machiato?
Wenn der Magen knurrt, gehen Sie zur Kantine und schlingen in 30 Minuten das für Zahnlose weichgekochte Essen herunter?
Abends zu Hause hauen Sie sich aufs Sofa und mümpfeln ihr geschmiertes Brot?
Vorm Fernseher genießen Sie dann Erdnüsse, Chips und ein bisschen Schokolade oder Lakritz?

Wenn Sie alle Fragen mit NEIN beantwortet haben, brauchen Sie nicht weiterzulesen.

Wenn Sie aber jetzt bereits ein schlechtes Gewissen plagt, dass Sie doch schon noch etwas gesünder leben könnten, dann gibt es auf den nächsten Seiten ein paar Tipps:

  • Drei einfache Tricks, um ab sofort gesünder zu essen
  • Was für ein Esstyp sind Sie?
  • Essen verändert die Gene
  • Der Tod sitzt im Darm
  • In 30 Tagen besser Essen


Ohne Gesundheit ist alles nichts. Fangen Sie heute an, sich gesünder zu ernähren.

Wie Wissenschaftler herausgefunde haben, verändert unsere Nahrung - das was wir essen - unsere Gene.

Klingt nicht gerade berühigend, oder?
Es ist also nicht egal, ob Eiweiß, Zucker oder Fette.

– das Erbgut nimmt alles auf. Kaffee ist ein verblüffendes Beispiel für das Wechselspiel zwischen Essen und Erbgut. Aber warum lassen sich Gene durch die Nahrung an- und abschalten? Ein Blick auf die Evolution gibt Aufschluss.

Den frisch gebrühten Kaffee hätten die Forscher um Ernährungswissenschaftlerin Veronika Somoza an der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie in München gern selbst getrunken. Aber an jenem Morgen ist er für die Magenschleimhautzellen im Labor bestimmt, die bereits in Glasschalen warten. Tröpfchenweise flößen die Mitarbeiter den Zellen den Morgentrunk ein. Verschiedene Röstungen, Espresso oder Capuccino.

Studien zur Wirkung von Kaffee
Foto: dpa Ob Milchkaffee, Cappuccino oder Espresso: Koffein schaltet die Verdauungsgene an

Das Erstaunliche: Auch ohne Mund und Magenwand „trinken“ die Zellen, zumindest reagieren sie auf die Inhaltsstoffe aus den Bohnen. Mehrere Gene, darunter das Gen für den Histaminrezeptor sowie jenes für den Acetylcholinrezeptor, werden aktiviert. Dadurch wird tatsächlich Magensäure frei, obwohl es in der Glasschale wahrlich nichts zu verdauen gibt. Mit ihren Experimenten hievt Somoza ganz nebenbei eine italienische Lebensweisheit auf ein wissenschaftliches Fundament: Ein Espresso nach dem Essen regt die Verdauung an. Überraschend nur, dass der Effekt des Kaffees sich auf der Ebene des Erbgutes abspielt.



Welche Inhaltsstoffe aus den Bohnen den Zellen die Verdauungssäfte entlocken, hat Somozas Team noch nicht herausgefunden. Vermutlich spielen neben Koffein auch andere Stoffe eine Rolle. Je nach Kaffeesorte bilden die Zellen unterschiedlich viel Magensäure. In den kommenden Monaten wollen die Wissenschaftler anhand der Reaktion der Zellen beantworten, ob ein Espresso oder ein Milchkaffee das Getränk der Wahl nach einem üppigen Mahl ist. Über eines ist sich Somoza, die derzeit eine Professur an der University of Wisconsin in Madison innehat, schon jetzt im Klaren: „Das ist kein gesundheitlich bedenklicher Effekt. Ein Kaffee nach dem Essen schadet sicher nicht.“

Der Kaffee ist ein verblüffendes Beispiel für das Wechselspiel zwischen Essen und Erbgut. Zum einen beeinflusst das Getränk die Gene. Zum anderen bestimmen auch die Gene, wie das Getränk im Körper wirkt: Amerikanische Forscher um Anne Deitz von der University of South Carolina haben entdeckt, dass Koffein je nach persönlichem Genprofil unterschiedlich rasch abgebaut wird. Sogenannte schnelle Acetylierer verdauen den Wachmacher so schnell, dass er sie nur kurzfristig munter macht.

Weniger Infarkte – mehr Krebs

Die Fähigkeit, Koffein schnell zu beseitigen, ist aber von großer Bedeutung für die Gesundheit. „Das Koffein stimuliert das Herz und bedeutet damit Stress für das Organ. Ein hoher Kaffeekonsum kann deshalb mit ein Auslöser für einen Infarkt sein“, erläutert Georg Joost, Nutrigenomforscher am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Bergholz-Rehbrücke bei Potsdam. Schnelle Acetylierer erleiden tatsächlich weniger häufig einen zweiten Herzinfarkt, auch wenn sie viel Kaffee trinken, wie Studien belegen. Der Vorteil hat jedoch auch eine Kehrseite: Die schnellen Acetylierer haben generell ein erhöhtes Risiko für Tumoren, warnt Genforscher Joost. Durch die Acetylierung entstehen Zellgifte, die bösartige Wucherungen in Gang bringen können.

Der Kaffee ist längst nicht das einzige Lebensmittel, das auf die Gene einwirkt und dessen Stoffwechsel von den Genen bestimmt wird. „Das Erstaunliche ist, dass ganz normale Inhaltsstoffe wie Eiweiße, Zucker und Fette die Gene beeinflussen. Nicht nur Vitamine. Es sind alle Stoffe in der Nahrung“, betont Gabriele Stangl vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Mit Blick auf die Evolution erscheint ihr die Breitenwirkung der Nahrung allerdings heute nur logisch: „Der Mensch muss sich an seine Umwelt anpassen, und zwar ziemlich rasch. Wenn wir immer warten würden, bis irgendein Gen mutiert, damit es uns besser geht, dann wären wir längst ausgestorben. Deshalb ist es notwendig und gut, dass sich die Aktivitäten der Gene ändern, sobald sich die Ernährung ändert.“

"Rasende Manager“ bilden Archiv

Was der Mensch isst, bestimmt, in welcher Weise sein Erbgut gelesen wird. Hunderttausende von Bauplänen für Proteine liegen im Genom bereit. Manche werden nie aus den Archiven geholt, die entsprechenden Proteine werden folglich nie erzeugt. Ein archiviertes, inaktives Gen ist damit de facto für den Körper nicht vorhanden. Andere Baupläne werden jeden Tag umgesetzt: In den Zellen werden die entsprechenden Eiweiße hergestellt. Was im stillen Archiv und was auf der täglichen Liste der Erledigungen landet, entscheidet auch die Ernährung. Dabei heften sich Stoffe aus dem Essen entweder direkt an die Gene oder aber sie wirken auf „rasende Manager“, sogenannte Transkriptionsfaktoren, ein, die die Gene laufend ins Archiv legen oder auf die Agenda für die Zellproduktion setzen.

Wie das im Einzelnen geschieht, hat Stangl zum Beispiel beim Fruchtzucker aufgeklärt. Der Zucker stachelt den Transkriptionsfaktor SREBP-1c (sterol regulatory element binding protein) an. Dadurch werden verschiedene Gene aktiviert, die die Bildung von Fett im Körper stimulieren. Das deckt sich mit Befunden an Mensch und Tier: Fruchtzucker trägt dazu bei, dass vermehrt Fett in der Leber gebildet wird. „Es gibt immer mehr Produkte mit Fructose, die häufig mit dem Slogan „ohne Kristallzucker“ beworben werden. Damit tut man sich definitiv nichts Gutes“, warnt Stangl. Die Leber versucht das Mehr an Fett auszuschleusen, dadurch steigen die Blutfettwerte und damit das Risiko für eine Verkalkung der Arterien, für Infarkte und Thrombosen. Es gibt aber auch Nahrungsmittel, die den gegenteiligen Effekt haben. Pflanzliche Eiweiße aus Soja oder Lupine schläfern den Transkriptionsfaktor SREBP-1c (sterol regulatory element binding protein-1c) ein. Die Gene für die Fettbildung kommen damit zur Ruhe.

Fette sind es auch, mit denen die Nutrigenomikforschung Ende der Neunzigerjahre ihre ersten Wissenschaftserfolge feiern konnte. Damals erklärten Forscher zum ersten Mal, warum ein gut gemeinter ärztlicher Rat zuweilen verpufft. Noch heute wird Patienten mit zu viel Cholesterin im Blut empfohlen, sich cholesterinarm zu ernähren. Manch einer, der auf den Arzt hört und sich die Butter vom Brot nimmt und die Eier vom Speiseplan streicht, muss allerdings frustriert erkennen, dass die Qualen der Entsagung nicht mit einem besseren Cholesterinwert belohnt werden. Andere ignorieren heimlich den Rat des Doktors, essen weiterhin Eiersalat, Fleisch und Fett und sind irgendwie erleichtert, dass der Arzt ihren Ungehorsam nicht am Cholesterinwert bemerken kann.

Fünf Eier täglich

Die individuellen Unterschiede haben ihren Grund in den Genen: Das Cholesterin im Essen drosselt den Transkriptionsfaktor SREBP-2 (sterol regulatory element binding protein-2). Dadurch wird die körpereigene Erzeugung von Cholesterin gehemmt. Diese Rückkopplung ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt. Während die einen überhaupt nicht auf das Cholesterin aus Ei und Steak reagieren, weil die körpereigene Produktion an Cholesterin drastisch zurückgefahren wird, zählen die übrigen zu den sogenannten Hyperrespondern. Ihnen steckt jedes Butterbrot förmlich gleich im Blut. Welcher der beiden Gruppe man angehört, kann man in einem Selbstversuch testen, ohne sein Genom offenlegen zu müssen. Stangl beschreibt, wie es geht: „Sie müssen sich eine zeitlang cholesterinfrei ernähren. Dann lassen Sie den Cholesterinwert bestimmen. Dann hauen Sie mal richtig rein und essen zwei Wochen lang jeden Tag fünf Eier. Wenn Ihr Cholesterinwert nicht mit einem Anstieg reagiert, dann wissen Sie, dass das Cholesterin aus der Nahrung ihnen überhaupt nichts ausmacht.“

Alles in allem kennen die Forscher bislang erst wenige zwischenmenschliche Unterschiede in der Gen-Ernährung. „Wir sind noch nicht bei personalisierten Empfehlungen angelangt. Das ist Zukunftsmusik“, macht Stangl klar. Forscherkollege Joost rechnet jedoch fest damit, dass individuelle Ernährungstipps zunehmen werden, die auf das Erbgut und die Krankheitsrisiken abgestimmt sind. So wie schnelle Acetylierer gut und gerne einige Tassen Kaffee am Tag trinken dürfen, auch wenn sie schon ein Herzleiden hatten. Langsame Acetylierer mit schwachem Herz sollten dagegen zu entkoffeiniertem Kaffee greifen.

Die Nutrigenomik hat bisher gewiss keine Revolution der Ernährungsempfehlungen ausgelöst: Viel Gemüse, viel Obst, reichlich Vollkornprodukte und wenig Fleisch – daran hat sich nichts geändert. Nur das Warum lässt sich heute fundierter beantworten als früher. Dennoch gibt es Tipps, die die Nutrigenomik zu Fall gebracht hat. „Phytoöstrogene aus Sojabohnen hat man bis vor Kurzem euphorisch als Naturarznei gegen Beschwerden in den Wechseljahren angepriesen. Heute werden sie als problematisch angesehen“, sagt Stangl.

Das Phytoöstrogen Genistein aktiviert in den Zellen mehrere Gene, die die Zellteilung anregen. Auch Krebszellen vermehren sich dadurch rascher. Das Risiko für Brustkrebs steigt. Stangl warnt: „Man sollte davon Abstand nehmen, solche Substanzen in Kapselform einzunehmen.“ Die Mengen in der Nahrung seien dagegen vergleichsweise gering und schadeten vermutlich nicht. Paradox ist jedoch, dass asiatische Frauen, die von Geburt an mit Soja aufgewachsen sind, von den Inhaltsstoffen auch in den Wechseljahren profitieren, ohne dass sich ihr Krebsrisiko erhöht. „Für die Wechselwirkung zwischen Ernährung und Genen ist es nicht nur entscheidend, was wir aufnehmen, sondern auch wann“, betont Stangl.

Hungernde Mutter – dickes Baby

Ein Paradebeispiel dafür ist die Ernährung des Ungeborenen. Wenn die Frau während der Schwangerschaft sehr viel isst oder hungert, wird das Baby in beiden Fällen als ewiger Nimmersatt geboren. Die Gefahr, dass es später übergewichtig oder sogar zuckerkrank wird, ist groß. In welchen Genen diese Mitgift aus dem Mutterleib niedergelegt ist, ist noch unbekannt. „Wir wissen, dass die Veränderungen auf der Ebene der Aktivität der Gene im Mutterleib zum Teil ein Leben lang anhalten. Wir sprechen deshalb von fetaler Programmierung“, erklärt Stangl. „Wenn Sie dagegen als Erwachsener ihre Ernährung umstellen, beispielsweise weniger Fruchtzucker essen, dann geht die Fettleber einfach wieder weg.“ Die Gene eines Erwachsenen vergessen leichter, was sie essen.

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